Rosige Zeiten am Arbeitsmarkt? Strukturreformen und „Beschäftigungswunder“

In seiner Expertise im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung enthüllt Prof. Dr. Matthias Knuth den Mythos, dass die Trendwende am deutschen Arbeitsmarkt ursächlich auf die Arbeitsmarktreformen zurückzuführen sei, und führt andere bedeutsame Faktoren an: die Reform des Altersübergangs und die Schwächung des Tarifsystems. Durch nüchterne volkswirtschaftliche Betrachtung und Analyse konstatiert er bedenkliche Implikationen der Arbeitsmarktreformen, z.B. sinkende Fluktuation der Arbeitskräfte, Verlangsamung der Produktivitätsentwicklung und Investitionsschwäche der deutschen Wirtschaft.

Sein Fazit der Arbeitsmarktreformen:
Zusammenfassend wird man die Befunde dahingehend interpretieren können, dass der Abschreckungseffekt eines drohenden Abstiegs in die Grundsicherung – möglicherweise im Zusammenwirken mit tatsächlichwirksameren Beratungs- und Vermittlungsdienstleistungen die Abgänge von „versicherten“, also Arbeitslosengeld beziehenden Kurzzeit-Arbeitslosen in Erwerbstätigkeit beschleunigt hat, während das Aktivierungsregime der Grundsicherung an den vielfältigen Vermittlungshemmnissen der ALG II Beziehenden im Durchschnitt kaum etwas ändern konnte.

Die Expertise enthält zahlreiche Auswertungen und Zeitreihen zur Entwicklung des Arbeitsmarktes, z.B. auch zur Entwicklung der atypischen Beschäftigung (die die Spaltung des Arbeitsmarktes entlang der Herkunft vertieft).